Home Office bleibt auch nach Corona – mit überraschenden Folgen

“COVID-19 hat ein soziales Massenexperiment angestoßen, bei dem zwischen Mai und Oktober 2020 die Hälfte aller bezahlten Arbeitsstunden von zu Hause aus geleistet wurde”.

So die Einleitung der Studie “Why Working From Home Will Stick”, die sich mit den Langzeitfolgen unserer erzwungenen Home-Office-Erfahrungen beschäftigt. Grundlage der Vorhersagen sind 15.000 Befragungen und die Ergebnisse sind ziemlich spannend – auch wenn Stanford-Professor Nicholas Bloom und seine Mitstreiter vor allem die USA im Blick haben.

Die Haupterkenntnis steckt schon im Titel: Home Office bleibt. Das hat sich natürlich jeder inzwischen auch ohne Studie ausgerechnet. Die Details haben mich dann allerdings doch überrascht.

  • Die Verfasser rechnen damit, dass in Zukunft ein Viertel der Arbeitstage zu Hause stattfinden wird – im Vergleich zu 5 Prozent vor der Pandemie. Das ist wirklich eine fette, strukturelle Veränderung! So was braucht normalerweise Jahrzehnte.

  • Die Produktivität wird durch die Home-Office-Verschiebung steigen. Um 2.4 Prozent. Ob dieser Wert nun stimmt und wie man Produktivität 1 misst und was sie überhaupt ist – darüber kann man lange streiten. Überraschend ist der Wert in jedem Fall. Denn die meisten von uns werden gerade nicht das Gefühl haben, zwischen Home Schooling & Co. nicht produktiver geworden zu sein. Aber diese Störfaktoren werden ja in einer Zeit nach Corona weniger werden – und schon jetzt hatten 40% der Befragten das Gefühl, im Home Office produktiver zu sein.

  • Wenn wesentlich mehr Menschen teilweise oder durchgehend von zu Hause aus arbeiten, wird das Auswirkungen auf die Orte haben, die von Firmen und Arbeitsstädten profitieren. Auch hier haben die Verfasser nachgerechnet: durch zurückgehende Einkäufe, Restaurantbesuche usw. werden die Einnahmen von San Francisco und Manhatten langfristig um 6 bis 12 Prozent (!) zurückgehen. Verstärkt wird das dadurch, dass (männliche) Besserverdiener überproportional ins Home Office wechseln.

Wenn diese Voraussagen nur teilweise stimmen, hat der Covid-19-Virus eine weitere Kerbe in die Geschichte geschlagen – und die Art wie wir arbeiten und leben nachträglich verändert. Und vielleicht sogar den entscheidenden Beitrag zur Klimawande geleistet.

Wen überrascht’s?


  1. Die Studie gebraucht “Effizienz” und “Produktivität” synonym ↩︎