Wer bringt uns das Lernen bei?

In NRW hat das neue Schuljahr begonnen. Mein Sohn, nicht ganz glücklich über das Ferienende, hat mich heute beim Frühstück gefragt: Warum muss ich zur Schule?

Uff. Eine große Frage, über die ich in den Ferien tatsächlich viel gelesen und nachgedacht hatte. Meine Antwort: “In der Schule lernst du zu lernen”. Das klang sehr philosophisch, idealistisch, und … leider nicht ganz wahr.

Corona hat einen Trend verstärkt, der nur auf den ersten Blick harmlos ist: schulischer Lernstoff wird immer mehr vorgekaut. Noch systematischer vorsortiert, noch besser aufbereitet, der Stoff-muss-rein-ins-Hirn. So geht Blinkist, aber so geht nicht selbständiges Lernen. Der „Vorkauen“-Ansatz führt zu gleich zwei Problemen:

👎 Es hat mit dem Lernen, wie unsere Kinder es später können müssen, nichts zu tun.

👎 Es funktioniert nicht gut. Was hingegen funktioniert, laut unzähligen Studien: Antworten selber herausfinden. Dabei vielleicht sogar erst mal falsch abbiegen, vor- und wieder zurückgehen, Fragen zunächst falsch beantworten. Das sind erfolgreiche Lernstrategien.

Laut Paul Graham erzeugen Schule und Uni oft nicht nur ein falsches Verhältnis zum Lernen, sondern auch zur Wissensarbeit. “Lernen” in der Schule macht deswegen oft so wenig Spaß, weil es sich so sinnfrei anfühlt. Und diese Erfahrung prägt.

Gerade der letzte Punkt macht mir Sorgen. Die Digitalisierung verlangt bekanntermaßen, dass wir lebenslang lernen. Auch und besonders Menschen mit weniger “formaler Bildung”, denn deren Berufsbilder kippeln eher früh als spät. Damit beginnt ein Teufelskreis: wer als Jugendlicher mit dem Schulsystem Probleme hatte, wird “lebenslanges Lernen” als Bedrohung empfinden – dabei ist er besonders darauf angewiesen

Mein Fazit: Schule muss vermitteln, was Lernen und echte Wissensarbeit ist – und dass es Spaß macht. Das ist wichtiger als iPad-Unterricht und Informatik-AG.