K-85 Drei Tipps für das Leben in der großen Beschleunigung

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Keiner von uns hätte 2017 geglaubt, was die nächsten 5 Jahre bringen werden. Nichts spricht dafür, dass die nächsten 5 Jahre weniger Veränderungen mit sich bringen. Wie geht ihr damit um? Hier komen meine drei Tipps 🧵

1️⃣ Nicht künstlich beschleunigen! Medien machen die Dinge immer schnelllebiger als sie ohnehin schon sind. ✓ Wenn alle Welt Liveticker + Eilmeldungen liest: Tagesschau reicht. ✓ Normalfall: Wochenzeitung statt Daily News. ✓ Generell: Lieber Bücher als Nachrichten.

2️⃣ Nicht jedem Trend trauen! Über manche Veränderungen wird gesprochen, weil über sie gesprochen wird (“Verfügbarkeitskaskade”). Ich überlege mir dreimal, ob ich mitdiskutiere und mich emotional darauf einlasse. Lieber die Themen, die mir wichtig sind, richtig verstehen.

3️⃣ Langfristig planen! Niemals war es fahrlässiger, bei seiner Karriere auf aktuelle Trends zu bauen. Also: allgemeine Fähigkeiten trainieren statt “Hacks 2023”. Hypes sagen viel über die Gegenwart aus, aber planen sollte man nicht mit ihnen, erst recht nicht heutzutage.

Die nächsten Jahre werden ständig neu definieren, was normal ist. Das ist manchmal anstrengend – aber wir sollten auch unsere Freude daran finden. Denn wenn wir den Spaß am Neuen verlieren, werden wir in diesen Zeiten nicht glücklich werden.

Dafür müssen wir sorgsam filtern und einsehen, dass wir nicht bei jedem Thema mitreden können – vielleicht die wichtige Fähigkeit für die Zeit der großen Beschleunigung.

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Wir wissen nur eines ganz sicher über die Zukunft: wenn wir sie jetzt schon kennen würden, dann würde sie wie Science Fiction klingen. Keiner von uns hätte 2017 geglaubt, was die nächsten 5 Jahre bringen würden. Wie geht man damit um? Dass wir ständig neu definieren müssen, was Normalität ist? Ich habe drei Tipps für das Leben in der großen Beschleunigung.

Intuitiv würde man ja vielleicht sagen: wir müssen auch schneller werden! Schneller lernen, uns schneller anpassen, schneller neue Berufsbilder erlernen. Das ist das, was man oft auch in diesem Zusammenhang liest. Und auf eine gewisse Art stimmt das – aber es kann auch kontraproduktiv sein. Meine drei Tipps gehen nämlich genau in die andere Richtung.

Cut: Titel-Folie – Nicht künstlich beschleunigen

Mein erster Tipp ist, die Dinge nicht künstlich zu beschleunigen. Ja, alles ändert, schneller als je zuvor. Aber dann doch nicht so schnell und so plötzlich, wie uns Medien glauben lassen. Medien machen die Dinge schnellebiger als sie ohnehin schon sind und der Grund dafür ist die sogannte „Verfügbarkeitskaskade”. Diese Kaskdae beginnt fast immer mit einem einzelnen Ereignis, über das mehrere Medien berichten. Darauf gibt es Reaktionen und über die wird dann wieder berichtet und so geht es weiter und weiter

Das sieht man z. B. bei Naturkatastrophen – da füllen sich die Liveticker im Minutentakt, plötzlich passiert überall auf der Welt etwas, was dazu passt. Es tauchen plötzlich, ganz zufällig, neue Studien auf. Und auf all das wird natürlich reagiert, Politiker sagen was dazu. Und das ist wieder eine Meldung wert. Und so geht es weiter und weiter. Verkürzt ausgedrückt: wir sprechen über eine Sache, nur weil darüber gesprochen wird.

Weil das so ist, lese ich Nachrichten bewusst immer eine Stufe langsamer, als es angebracht erscheint. Heißt: Wenn alle Welt die Liveticker und Eilmeldungen verfolgt, beschränke ich mich auf die Tageszeitung – oder die Tagesschau. Im Normalfall ist mir ein wöchentlicher Überblick lieber als tägliche Nachrichten. Und um mich in ein Thema wirklich einzulesen, präferiere ich immer noch Sachbücher. Das ist viel effektiver als als zig Blog Posts zu einem Thema lesen

Deswegen mein Tipp: Konsumiert Nachrichten bewusst immer eine Stufe langsamer, als es angebracht erscheint – das ist wahrscheinlich genau das richtige Tempo.

Cut: Titel-Folie – Nicht künstlich beschleunigen

Der zweite Tipp ist: nicht jedem Trend zu trauen.

Man hat ja manchmal das Gefühl, dass eine neue Technologie, eine neue App heutzutage wie aus dem Nichts kommt und inneralb kurzer Zeit alles umkrempelt. Alle Unternehmen springen auf den Zug auf und wer nicht zu den „First Movern“ gehört, der wird es bitter bereuen.

Hier muss man sagen: alle heutigen Säulen der Digitalen Welt – vom World Wide Web über Open Source Software bis zu Big Data und KI – haben sich jeweils über Jahrzehnte entwickelt. Dann gab es jeweils natürlich irgendwann Momentum, die große Beschleunigung, von der wir hier sprechen, aber auch da reden wir von Jahren.

Warum ist das trotzdem so, dass Themen wie Blockchain, Metaverse, web3 plötzlich auftauchen und dann in aller Munde sind?

Hierfür gibt es zwei Gründe: den einen habe ich gerade schon genannt, die Verfügbarkeitskaskade. Kann man an dem Thema Blockchain gut sehen, da wird konstant drüber berichtet, obwohhl es eigentlich nicht viel neues gibt. Aber jeder hat eine Meinung dazu und äußert die auch, auf diese Meinung gibt es wieder Reaktionen und so beißt sich das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung.

Zweiter Grund: FOMO :) „Fear of Missing Out“, also die Angst, zu einem wichtigen Trend (mal wieder) zu spät zu kommen – das spüre ich heute an vielen Stellen, bei Einzelpersonen und Unternehmen.

Ein Beispiel dafür ist das Metaverse. Viele Unternehmen beschäftigen sich einzig und allein mit dem Metaverse, weil sie befürchten, zu spät zur Party zu kommen – dabei gibt auch hier es keinen nennenswerten Durchbruch und es ist noch nicht einmal klar, was das Metaverse eigentlich sein wird.

Deswegen mein Tipp: Überlegt euch dreimal, ob ihr auch auf einen Hype-Thema einlasst, auch emotional, und ob ihr da wirklich mitreden wollt. Wenn euch ein Thema Spaß macht und interessiert, dann unbedingt. Aber aus der Angst heraus, zu spät zu kommen, sollte man sich nicht mit Hypes beschäftigen, denn es ist unklarer denn je, was aus einem Hype-Thema wirklich wird. Und damit komme ich zum dritten Punkt

Langfristig planen.

Cut: Titel-Folie – Langfristig planen

3️⃣ Langfristig planen

Es klingt paradox, aber in Zeiten der großen Beschleunigung sollten wir langfristig planen. Ich glaube, es war niemals war es fahrlässiger als heute, wenn man bei seiner Karriere auf aktuelle Hypes baut. Denn Hypes haben immer einen Rückwärtsgang. Das seht ihr an Apps wie Clubhouse, die genauso schnell kamen wie sie wieder in der Bedeutungslosigkeit versanken. Hypes sagen vor allen Dingen erst mal was über die Gegenwart aus, und das ist durchaus interessant. Aber planen sollte man nicht mit ihnen. Erst recht nicht heutzutage.

Im Gegensatz dazu gibt es Makrotrends, die so offensichtlich sind, dass wir sie teilweise gar nicht mehr als solche wahrnehmen. Für die nächsten Jahrzehnte werden es vor allem zwei sein: 1️⃣ die Klimakrise und 2️⃣ die zunehmende Automatisierung. Beide Trends stehen gerade erst am Anfang und jedes Unternehmen aber auch jeder von uns als Person wird davon betroffen sein.

Wirklich jede Firma, jede Person? Ja, da bin ich mir sicher. Nehmen wir eines der ältesten Gewerbe der Welt, das Backhandwerk. Schon jetzt gibt es Bäckereien, die sich von KI-gestützter Software die Bestellmenge des nächsten Tages voraussagen lassen. Bild vom Artikel einblenden. Da haben wir das Thema KI und Automatisierung.

Und es gibt Betriebe wie „Ihr Bäcker Schüren“ hier aus meiner Ecke, die bereits seit Jahren auf eigene Photovoltaik- und Erdkühleanlagen setzen.

Beides hilft in Zukunft, aber auch schon jetzt, in der aktuellen Energiekrise.

1️⃣ Mit intelligenten Maschinen gut zusammenarbeiten und 2️⃣ herausfinden, wie man der Klimakrise begegnet – es zahlt sich auf jeden Fall aus, in diese „Trends“ zu investieren.

Deswegen mein Tipp: findet heraus, was diese beiden Makrotrends für euer Unternehmen und euren Beruf bedeuten und wir euch darauf vorbereiten könnt.

Cut

Was wissen wir über die Zukunft? Nicht viel. Vielleicht nur eines: wenn man sie uns jetzt sagen würde, wir würden sie nicht glauben.

Die Historiker Yuval Noah Harari schrieb einmnal: “Wenn jemand die Welt des Jahres 2050 beschreibt und diese Beschreibung klingt wie Science Fiction, dann ist sie wahrscheinlich falsch. Wenn sie aber nicht wie Science-Fiction klingt, dann ist sie garantiert falsch.“

Keiner von uns hätte 2017 geglaubt, was die nächsten 5 Jahre bringen würden. Und spricht nicht spricht dafür, dass die nächsten Jahre langsamer werden als die vergangen. Das ist manchmal anstregend, ja, – aber es kann auch Spaß machen. Das muss es auch. Denn wenn wir unsere Freude am Neuen verlieren, dann werden wir in diesen Zeiten nicht glücklich werden.

Damit wir jedoch weiter neugierig bleiben, müssen wir sorgsam filtern und einsehen, dass wir nicht bei jedem Thema mitreden können. Vielleicht ist das die wichtige Fähigkeit für die Zeit der großen Beschleunigung.

Cut

Das waren meine Tipps. Jetzt würde mich interessieren: wo stimmt ihr mir zu und wo nicht? Wie geht ihr selbst damit um, dass sich die Normalität ständig verändert? Schreibt’s mir gerne in die Kommentare, ich bin gespannt. Bis dahin, danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal :)